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Biographies Jazz - Detail

AUBERT, Claude

* Geneva, 30.09.1924, † Spain, 08.09.2000

Soprano saxophone, Clarinet

Claude Aubert kam aus einer Künstlerfamilie und sein Vater, Georges Aubert, war ein berühmter Maler. Als Zwanzigjähriger spielte er Klarinette in verschiedenen Orchestern: einige Zeit mit Choquart, dann bei der "New Rhythm Band" mit Musikern wie Henri Chaix, Pierre Bouru, den Trompetern Paul Delisle und Mario Gallopini und dem Posaunisten Bibus Dufour.

1949, unter dem Eindruck eines Konzerts von Sidney Bechet in Genf, wechselte Aubert zum Sopran-Saxophon. Er erlebte die Gründerzeit des "Cat Club", einer Hochburg des Genfer Jazz im ersten Stock eines Gebäudes in der "Place de la Fusterie". Aubert bildete das Haustrio mit Henri Chaix und dem Schlagzeuger Pierre Bouru, der auch für den Klubbetrieb verantwortlich war. Während mehr als zwei Jahren spielten sie jeden Abend und begleiteten zahlreiche Musiker auf der Durchreise. Einige blieben sogar mehr oder weniger lange: Sidney Bechet, Wallace Bishop, Glyn Paque, Peanuts Holland usw. Der "Cat Club" war das erste Lokal in Genf, wo ausschliesslich Jazz gespielt wurde.

Nach der Schliessung des Clubs 1951 stellte Aubert sein eigenes Orchester zusammen mit Gabriel Preitner (tp), Marc Roth (g) und Pascal Jeanmairet, genannt "Cass' Poil", (dr).

Dann folgte eine beständige und aussergewöhnliche Formation mit drei Rohrblattinstrumenten: Sopran-Saxophon, Klarinette und Tenor-Saxophon. Das Orchester wurde schnell zu einer der bekanntesten Formationen der Schweiz.

Um sich gänzlich seiner neuen beruflichen Aktivität in der Schallplattenindustrie zu widmen, entschied Aubert Ende 1960, mit der Musik aufzuhören. Das Orchester spielte weiter unter dem Namen "Orchestre Henri Chaix".

Aubert war, wie fast alle Musiker zu jener Zeit, Autodidakt. Er hatte viel von Henri Chaix gelernt, so wie die meisten, die diesen wunderbaren Musiker trafen oder mit ihm spielten. Am Sopran-Saxophon besass Aubert einen breiten und kräftigen Ton. Sein direktes Spiel war vor allem gekennzeichnet durch eine bemerkenswerte rhythmische Sicherheit.

Er war eine fesselnde Persönlichkeit, gebildet, intelligent, ein brillanter Redner und unerschöpflicher Erzähler. Mit seiner Ausstrahlung und seinem unwiderstehlichen Charme wurde er in jedem Kreis bald zum Mittelpunkt. Er fühlte sich in der gehobenen Genfer Gesellschaft wohl und war dort auch gut eingeführt, heimste die besten Verträge ein, und während der Hochsaison spielte das ganze oder das klein besetzte Orchester Claude Aubert Samstag für Samstag hauptsächlich für Privatanlässe. In den schönsten Villen am See traf das gleiche Orchester immer wieder die gleichen Gäste an, nur die Kulissen änderten sich.

Nach der Aufgabe der Musik hatte er auch Erfolg in seiner neuen beruflichen Tätigkeit. Er wurde zuerst Generalvertreter der Schallplattenmarke Vogue, dann verantwortlicher Direktor für die Schweiz von Barclay. Im frühen Ruhestand zog er sich nach Spanien zurück, wo er im September 2000 nach einer schweren Krankheit starb. Seine musikalische Karriere war nur kurz (sie dauerte kaum 15 Jahre), aber sehr intensiv. Er bleibt in Erinnerung als eine der interessantesten Persönlichkeiten der fünfziger Jahre.

[Michel Pilet]


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